3. März 2013

Kambodscha

Es ist soweit...der wahrscheinlich letzte Blog unseres Abenteuers in Südostasien, dafür aber ein gebührender Abschluss. Mit fast 4000 Klicks kann man sagen, dass wohl ein paar Leute in den 6 Monaten reingeschaut haben.

Während ich mich am Donnerstag auf nach Kambodscha gemacht habe, ist Nina am Dienstag zusammen mit ihrer Freundin Sabrina, die uns für eine Woche besucht hatte, wieder zurück nach Deutschland geflogen. Mittlerweile hat sie schon mit dem Polizeidienst auf ihrem neuen Revier angefangen.

Um mal vorzugreifen, Kambodscha war echt toll. Es war, mit den Philippinen, wohl das ärmste Land, das ich bereist habe. Dies hat auch zum Teil einen schlimmen Grund, auf den ich gleich noch eingehen werde. Da ich in Singapur noch ein bisschen was zu tun habe war die Reise straff geplant. Geschlafen habe ich gefühlt gar nicht aber effektiv so 4 Stunden pro Tag. Ich bin Donnerstags morgens los und habe mich in Phnom Penh (PP) mit einem Kollegen, der gerade in Vietnam ist, verabredet.

PP ist die Hauptstadt von Kambodscha und wohl am meisten entwickelt, dafür aber auch mit den meisten Slums und teilweise großer Armut. Manche Sachen, die man sieht, und manches Verhalten von Menschen ist für uns Europäer gar nicht greifbar. Wie alle südostasiatischen Großstädte ist PP sehr geschäftig und pulsierend. Überall wird gebaut oder irgendwelche Sachen verkauft...man kann die Bewegung spüren.

Das touristische Angebot in PP reicht von Museen über Tempel und Paläste bis hin zu einer Shooting Ranch. Auf letzterer kann man sich dann ein "Menü" zusammen stellen und von AK47 bis zur Handgranate oder Bazooka alles abfeuern was einem beliebt...das ist wirklich krank.

Wir haben uns entschieden auf die "killing fields" zu fahren. Dort haben wir dann hautnah die schreckliche Vergangenheit von Kambodscha kennen gelernt. Die Geschichte hier zu erzählen wäre zu lange, wen es interessiert, der kann es nachlesen. Ein Mann namens Pol Pot hat mit seiner Armee rote Khmer schätzungsweise 3 Millionen Landsleute getötet, das sind mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Die Morde waren grausam und gingen mit Folter einher und die Leichen wurden in Massengräbern versteckt...diese Greueltaten geschahen Ende der 70er und beeinflussen das Land bis heute stark.
Die "killing fields" sind nun eines dieser Massengräber, man wird hier mit Details nicht verschont. Es ist eine Gedenkstätte mit Gebeinen errichtet worden aber es sind so viele Menschen vergraben, dass man nur wenige Gräber geöffnet hat. Jeder Regen bringt neue Skelette zum Vorschein und alle 2 Monate sammeln die Arbeiter diese Knochen auf.

DAS Fortbewegungsmittel (TukTuk)

lecker Fleisch bei 35°C in der Sonne

mindestens genauso lecker: Schnecken


hier bekommt man den Haarschnitt und Rasur direkt auf der Straße



keine Ahnung wer diese Vögel und vor allem zu welchem Zweck kauft

Denkmal an den "killing fields"

Totenköpfe, die im Denkmal aufgebahrt sind

hier liegen noch tausende Menschenkörper vergraben

der ganz normale Wahnsinn auf den Straßen

Sonnenuntergang über PP

Am zweiten Tag ging es morgens früh los Richtung Siem Reap (SR). Die Fahrt mit dem Bus dauerte 7 Stunden und es war sehr interessant die ländlichen Gegenden zu sehen. Reisfelder so weit das Auge reicht. Im Moment sind diese alle trocken, da Kambodscha sich am Ende der Trockenperiode befindet. Deswegen war es auch unerträglich heiss, mit Singapur nicht zu vergleichen, denn man ist förmlich geschmolzen. Ausserdem war es unglaublich staubig.
Auf der Fahrt konnte ich auch mal wieder gut sehen wie sinnvoll das Produkt ist mit dem ich mich gerade in der Arbeit beschäftige. Die Menschen auf dem Land (und auch viele in der Nähe der Stadt) haben keine Elektrizität. Der Tag hängt voll von der Sonne ab, abends sieht man überall Kerzen und Feuer und kleine Lampen. Auf der Strasse fahren die Roller teilweise ohne Licht, es gibt aber auch keine Straßenlaternen und Schlaglöcher so groß wie ganze Autos. Hin und wieder musste der Bus stark bremsen, da die ein oder andere Kuhherde die Straße kreuzte.

Angekommen in SR haben wir uns einen Tuk-Tuk Fahrer geschnappt und haben uns zum Tonle Sap bringen lassen. Dies ist der größte See Südostasiens. Es gibt dort ein schwimmendes Dorf in dem viele Menschen leben. Hier haben wir uns ein Boot gemietet um uns das mal anzuschauen. Die Bootsfahrt war mehr als abenteuerlich und nachdem wir 3 (!!!) andere Schiffe gerammt hatten und immer noch lebten wusste ich, dass dieser Tag unser Glückstag war. Das schwimmende Dorf ist heute schon relativ touristisch und man sieht viele Boote auf denen die Mütter ihre Kinder zwingen mit Schlangen um den Hals gegen Geld für Touristen zu posieren, einfach traurig. Dafür war der Sonnenuntergang wunderschön.

normale Behausung in Kambodscha


Werft am Fluss


Behausung auf dem See...wenigstens haben die kein Problem bei Hochwasser

das Dorf ist komplett aus schwimmenden Häusern gebaut


da war Gott sei Dank ein Käfig aussenrum

...das Leben ist hart ;-)

Sonnenuntergang auf dem Tonle Sap

Am nächsten morgen ging es früh los nach Angkor, da wir den Sonnenaufgang am Angkor Wat erleben wollten...es hat sich gelohnt. Angkor ist bekannt durch seine unglaublichen Tempelanlagen, die z.B. in Tomb Raider zu sehen sind, und ist definitiv der Touristenmagnet Kambodschas.
Also auf zum Sonnenaufgang mit tausenden anderen Menschen. Die Entschädigung kommt wenn sich die Sonne über den Tempel hebt und dieser sich in einem warmen Rot in dem davor gelegenen See spiegelt. Das ist einfach ein Traum.
Über die Wälder erstrecken sich kilometerweit Tempel, die äussersten ca. 40 km von Angkor Wat entfernt. Unsere nächste Station war Bayon, der Tempel der Gesichter. Diese riesigen in Stein gemeißelten Gesichter sehen unglaublich aus. Ein weiterer Tempel, den wir besucht haben war Ta Prohm, oder eher das was noch davon übrig ist. Dieser Tempel ist stark zerfallen und mit riesigen Bäumen gepflastert, die ihre Wurzeln über die Steine legen. Große Bekanntheit bekam dieser Tempel, als er als Kulisse von Tomb Raider benutzt wurde.

Angkor Wat vor dem Sonnenaufgang


Da ist das Ding!








Angelina!...wo bist Du?



Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotelpool bei gefühlten 40°C ging es dann mit dem Bus wieder nach PP. Dort haben wir uns dann noch den Königspalast angeschaut, für so ein armes Land sehr sauber und prunkvoll.



Kambodscha war die Reise in jedem Fall wert. Es ist ein wunderschönes Land mit vielen jungen Menschen, das aber gerade erst am durchstarten ist und wohl noch Jahre braucht bis es die Vergangenheit hinter sich lassen kann.

-Andy

21. Februar 2013

Bali

Die Tage sind gezählt, für Nina bleiben gerade noch ein paar Tage in Singapur, für mich ist es kein Monat mehr. In den letzten zwei Wochen haben wir noch eine finale Reise zusammen unternommen bevor unser kleines Abenteuer in Südostasien endet...einen hab ich dann aber noch: Kambodscha nächste Woche!

Dieses Mal hat es uns nach Indonesien geführt, genauer auf die Insel Bali, die noch vor Java, Sumatra und anderen wohl die bekannteste Insel, vor allem unter Urlaubern, ist.

Die Menschen auf Bali sind noch freundlicher als auf den Philippinen, manchmal so freundlich, dass es uns schon fast peinlich war. Bali selbst ist noch stark in der Entwicklung. Überall wird gebaut und es ist teilweise sehr dreckig und laut, auch am Strand. Ein typisches Entwicklungsland eben.

Angekommen nach einem Flug ohne Beinfreiheit mit der Budget Airline Air Asia haben wir uns erstmal unser Auto abgeholt, denn wir wollten eigenständig und ohne nervigen Taxifahrer über die Insel fahren. Unser Auto war ein Suzuki Katana, ein krankes Ding, dass wir noch nirgendwo zuvor gesehen hatten, aber auf Bali ist es ein häufig gesehenes Auto. Bali hat Linksverkehr und dieses Auto mit Handschaltung hat es dann auch nicht unbedingt einfacher gemacht. Dennoch war es ein riesen Spass. Mit der Ausstattung äquivalent der eines Golf I und dem Anmut einer Pferdekutsche ging es dann ab in den balinesischen Verkehr. Das Beste an diesem Auto, nach seiner unwiderstehlichen Grazie, war die Klimaanlage ohne die wir es nicht durch den Verkehr in Denpasar geschafft hätten. Autofahren auf Bali heisst KRIEG. Vor allem mit Rollern, die einen überall umgeben und Schlaglöchern so groß wie Fussballfeldern...fairerweise muss man aber auch sagen, dass es nichts im Vergleich zu Vietnam ist.

Einen Absatz muss ich hier noch der Polizei von Bali widmen, wir wurden natürlich in einer Kontrolle herausgezogen. Dort erklärte uns ein freundlicher Polizist, dass ich ohne internationalen Führerschein nicht fahren dürfte und verlangte 200000 IDR damit ich danach weiterfahren durfte. Haha. Ich hab ihm gesagt, dass diese Aussage gar keinen Sinn macht und er hat dann großzügigerweise den Preis halbiert. Nina wurde es dann zu dumm und sie hat ihm klar gemacht, dass sie selbst Polizistin ist und dass wir das jetzt auf der Wache klären. Er wollte dann einen Beweis, den ihm Nina per iPhone geliefert hat. Am Ende war es dann nur noch ein Handschlag und wir konnten weiter fahren...

Am ersten Tag sind wir dann nur eine kurze Strecke nach Seminyak gefahren. Dieser Ort befindet sich noch in der Reichweite des Flughafens am Hauptstrand von Bali. Dort konnten wir abends einen famosen Sonnenuntergang beobachten und absolut super italienisch essen gehen.

Ich hab mal versucht die Sonne einzufangen um sie mit nach Deutschland zu nehmen.

Am nächsten Tag sind wir dann nach Jatiluwih gefahren. Die Reisterassen dort gehören zum Weltkulturerbe und sind ein Wahnsinnsanblick. Dieses grün ist so satt, da möchte man sich am liebsten gleich hinein werfen. Reisanbau spielt immer noch eine sehr wichtige Rolle auf Bali, auch wenn immer mehr Reisfelder Unterkünften für Touristen weichen müssen. Reisanbau ist eine interessante Sache, von der Bewässerung bis zu der Gewinnung eines weißen Kornes. Es würde aber den Rahmen sprengen hier weiter darauf einzugehen.

Tanah Lot Tempel

Die Reisterrassen von  Jatiluwih - UNESCO Weltkulturerbe


DER Katang - Spass auf vier Rädern


Der ganz normale Wahnsinn...

Abends sind wir dann nach Sidemen gefahren. Dort waren wir für 4 Tage in einem wunderschönen Hotel inmitten von Reisterassen. Da Nebensaison ist waren wir am ersten Tag die einzigen Gäste und hatten quasi alles für uns alleine. Obwohl wir in der Regenzeit dort waren hat es nur ein einziges Mal abends geregnet. In der restlichen Zeit war es unerträglich heiß, so dass man in der Mittagshitze nichts machen konnte außer am Pool liegen. Dort haben wir es am ersten Tag geschafft uns im Schatten einen Sonnenstich zu holen, ich bin dann nachts über der Toilette gehangen.

Reisbauer in Sidemen

Wohnen mitten in den Reisfeldern

Infinity Pool mit Blick auf den Agung

Indonesische Frauen bei  der Reisernte, morgens um 9 Uhr bei 30°C


Frische Erdnüsse direkt aus dem Boden - yummy

Ausblick von unserem Zimmer aus

Nach unserem Aufenthalt in Sidemen ging es mit der Fähre von Bali auf die Gilis, 3 kleine Inseln vor der Küste von Lombok, die von Tauchen über relaxen bis Party alles zu bieten haben. Die Unterkunft war auch hier super, leider war der Strand nicht so toll, auch wenn es auf den Bildern so aussieht. Auch hier war wie auf vielen anderen Inseln das Korallenriff vor dem Strand schon deutlich zerstört. Ein paar Meter weiter haben wir es dann aber doch noch geschafft ein Bad inmitten von unzähligen tropischen Fischen zu nehmen. Die Inseln sind insgesamt sehr klein und haben keine Straßen, das einzige Fortbewegungsmittel sind Pferdetaxis, meist mit 15 jährigen abgemagerten Gäulen. Diese Fahrten können sehr abenteuerlich sein, vor allem wenn eines dieser Ponys dann mal im Sand stecken bleibt und der Fahrer aussteigt um es anzuschieben.

5 mal 300 PS

Pferdetaxi (eigentlich eher Ponytaxi)

Blick nach Lombok








Genialer Sonnenuntergang



Von den Gilis aus ging es zurück nach Bali Richtung Ubud, ein touristisches Dorf mitten auf der Insel. Hier kann man vor allem Malerei, Handwerkskunst und Mode kaufen.

Typische Tempelanlage 

Und dann kam der Hammer: 1 Nacht Ubud Hanging Gardens! Ein 5 Sterne Hotel Mitten im Dschungel. Man fährt erstmal 40 Minuten von Ubud mitten in die Pampa. In einem verlassenen Tal direkt an einem Fluss liegen dann 38 Bungalows. Jeder hat seinen privaten Pool direkt vor dem Wohnzimmerfenster. Hin und wieder konnte man Affenbanden beobachten, die zum trinken an die Pools kommen. Die ganze Anlage ist absolut sauber und perfekt in Schuss. Highlight ist der zweistöckige Pool, dann man auch mal immer wieder in Werbungen oder im Internet findet. Da alles an einem Hang war sahen auch die ganzen Pflanzen irgendwie hängend aus, wovon wahrscheinlich der Name des Resorts kommt. Die Wege werden hier mit einem Cable Car zurückgelegt, einer Kabine, die an einer Winde auf Schienen den Berg hoch und runter gefahren wird.
Diese 24 Stunden haben wir bis auf die letzte Minute genossen.

Wanderung am Fluss zu einem Tempel

Villas des Hanging Gardens mit Privatpool

Überblick über die Anlage



Bereit zum Abendessen

Cablecar

DER POOL - ein Traum


Unser Privatpool

Die letzten beiden Nächte haben wir dann nochmal in Seminyak verbracht. Am letzten Tag habe ich mich mal auf dem Surfbrett im Wellenreiten probiert. Hätte ich ein Meer mit Wellen vor der Haustüre wäre das sicher mein neues Hobby, denn es macht riesigen Spass.

Der Strand von Seminyak

La Lucciola, fantastisches Essen

Insgesamt war Bali ein super Urlaub, jetzt heißt es leider schon fast Koffer packen. Aber bevor das geschieht gibt es noch einiges zu tun und mindestens noch einen Blog von meinem Trip nach Kambodscha, dann leider schon ohne Nina, die als Freund und Helfer gebraucht wird.

Liebe Grüße in die Heimat und den Rest der Welt,
Andy & Nina